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#BuchistBuch: Gleiches Recht für eBooks in Bibliotheken

Wundern Sie sich auch, warum Sie viele Bücher bei uns nicht als eBook finden, obwohl die Bücher aktuell und wichtig sind?
Beim Verleih von eBooks gibt es seit Jahren eine rechtliche Lücke, wodurch das Angebot der Bibliotheken an digitalen Neuerscheinungen stark eingeschränkt wird. Deshalb fordert der Deutsche Bibliotheks­verband die völlige rechtliche Gleich­stellung des eBooks mit dem gedruckten Buch.

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Empfehlungen Dezember 2024

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen

DVD-Cover: This is going to hurt Buch-Cover: Divine Rivals Buch-Cover: Seltsame Sally Diamond Buch-Cover: Martha und die Ihren Buch-Cover: Der falsche Vermeer Buch-Cover: 1979 Buch-Cover: Seinetwegen


 

Aus dem Klinikalltag eines Gynäkologen

Buch-Cover: Die SeeleThis is going to hurt. – Regie: Lucy Forbes. – München, polyband Medien GmbH, 2023 – 2 DVDs. – 315 Minuten

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Die britische Serie basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Buch des Comedian Adam Kay, der in seinem ersten Berufsleben als Arzt gearbeitet hat und von Ben Whishaw großartig verkörpert wird. Wir folgen dem jungen Gynäkologen über sieben Episoden bei seiner Arbeit in einem staatlichen Londoner Krankenhaus. Dem Dauerstress in der chronisch unterfinanzierten und personell unterbesetzten Klinik begegnet dieser mit viel schwarzem Humor. Aber der ständige Druck und der fehlende Schlaf fordern ihren Tribut – beruflich wie privat.

Wer beim Genre „Arztserie“ genug von dem oft weichgespülten Angebot hat und sich eine realistischere Darstellung des Klinikalltags wünscht, wird bei dieser tragikomischen Serie auf seine Kosten kommen. Auch wenn das Zuschauen manchmal weh tut.

Sarah Trost

 

Zauberhaft und herzzerreißend

Buch-Cover: Divine RivalsRebecca Ross: Divine Rivals: a novel, 2023. - 357 Seiten - (Letters of Enchantment; 1)

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In der Welt tobt ein göttlicher Krieg. Seit Iris‘ Bruder an der Front vermisst wird, versucht sie sich und ihre Mutter mit einem Aushilfsjob bei der Oath Gazette über Wasser zu halten. Sie hofft, dass die schlecht bezahlte Stelle ein Sprungbrett zu einer Anstellung als Kolumnistin sein könnte. Doch ebenso wie sie, spekuliert ihr Kollege Roman auf die Beförderung. Zwischen den beiden jungen Kollegen entbrennt ein schonungsloser Wettbewerb.

Iris ist sich sicher, dass Roman und sie nichts gemeinsam haben. Er kommt aus einer reichen Familie, gibt sich arrogant und unnahbar. Was Iris jedoch nicht ahnt ist, dass sie mit Roman noch auf ganz andere Weise verbunden ist. Ihre Schreibmaschine, welche Iris wie einen Schatz hütet, scheint auf magische Weise Nachrichten mit dem Besitzer einer anderen Schreibmaschine auszutauschen. Auf diese Weise beginnt Iris eine Brieffreundschaft mit einem vermeintlich Unbekannten, der es schon bald schafft sie mit seinen Worten zu berühren.

Divine Rivials erzählt eine wunderschöne und zarte Liebesgeschichte, eingebettet in einem

gleichermaßen aufregenden, wie faszinierenden Plot. Wir begleiten die Protagonisten durch die Wirren eines Krieges, in welchem sich verfeindete Gottheiten gegenüberstehen. Auch wenn das Buch, durch diese Rahmenhandlung, dem Fantasy-Genre zuzuordnen ist, wirken die Folgen des Krieges für die Protagonisten ausgesprochen authentisch: Not, Angst, Verlust, Trauer erlebt der Leser gemeinsam mit Iris und Roman. Die beschriebenen Szenen lassen einen streckenweise vergessen, dass man sich in einem fiktiven Szenario befindet und muten eher wie Schilderungen aus den Schützengräben des Zweiten Weltkriegs an. Dieser Realismus verleiht der Erzählung eine hohe Intensität und erzeugt eine hohe emotionale Nähe zu den geschilderten Charakteren.

„Divine Rivials“ ist der erste Teil einer Dilogie und lässt den Leser mit dem Wunsch zurück sofort mit dem Folgeband zu beginnen.

Jennifer Ludmann

 

Es hat mich total geflasht! Aber absolut nichts für schwache Nerven

Buch-Cover: Seltsame Sally DiamondLiz Nugent: Seltsame Sally Diamond. – 2024. – 389 Seiten

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Sally ist seltsam. Entweder stellt sie sich taub oder sie spricht die Wahrheit ganz direkt, ohne groß nachzudenken. Sie mag keine Fremden berühren, hatte nie Freunde und hat nie jemand zu Besuch. Dabei ist sie nicht unglücklich, einfach nur seltsam. Sie war früher gut in der Schule, doch ihr Vater wollte nicht, dass sie das College besucht. Nach dem Tod der Mutter zieht sie mit ihrem Vater aufs Land in die Einsamkeit. Sie versorgt ihn bis zum Tod. Und dann tut sie das, was er von ihr verlangt hatte. Sie entsorgt ihn mit dem Müll…Vom Klappentext sowohl auch vom Cover erfährt der Leser nicht, worum es in dem Buch wirklich geht. Ich hatte keine Ahnung, auf was für einen Psychothriller ich mich hier einlasse! Wow, ein echtes Meisterwerk! Der Roman war mal wieder ein Highlight (vor allem für einen Thriller-Fan wie mich) –  jetzt muss ich mich aber erst wieder von den Geschehnissen erholen.

Eine Triggerwarnung vom Verlag wäre evtl. angebracht gewesen. Spannung pur, meiner Meinung nach ein MUSS für (Psycho-)Thriller-Leser!!!

Sabine Schaller

 

Fesselnde und tragische Familiengeschichte über drei Generationen

Buch-Cover : Martha und die IhrenLukas Hartmann: Martha und die Ihren. Roman. – Diogenes. – 2024, 295 Seiten

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Die Großmutter des Autors väterlicherseits steht im Zentrum dieses Romans. In bitterer Armut wächst Martha Anfang des 20. Jahrhunderts in einem schweizerischen Dorf auf, keine Chance auf eine angemessene Schul- oder Ausbildung, stattdessen Härte, der Verlust des Vaters, der sie zu einem Verdingkind bei einer Bauernfamilie im Berner Umland macht, sie wird von ihren Geschwistern getrennt und kommt in eine neue Familie, in der sie nie heimisch werden wird. Sie ist zum Arbeiten angehalten, schläft in einer winzigen dunklen Kammer ohne Bett und wird von den Kindern der Bauernfamilie ausgegrenzt. Auch die Mutter macht Unterschiede, und Martha leidet enorm unter diesen Ungerechtigkeiten. Oft bekommt sie, die Kleine, die als letzte am Tisch versorgt wird, nichts mehr zu essen und muss hungrig wieder aufstehen. Sie wird beauftragt, den Bruder Severin zu bewachen, der mit einer Behinderung auf die Welt gekommen ist und mit dem niemand fertig wird und spürt zum ersten Mal so etwas wie Macht. Sie schlägt ihn und fühlt sich stark dabei. Doch auch Severin wehrt sich, läuft davon. Alle unangenehmen anfallenden Arbeiten hat Martha in der Familie zu erledigen. Sie ist vollkommen alleingelassen mit ihren Aufgaben und vertraut sich einem Lehrer an, der sich für sie einsetzt. Severin wird fortgebracht, und seine Abwesenheit totgeschwiegen. Martha beginnt nach der Schule, in einer Fabrik zu arbeiten. Die Armut, Härte und Kälte, die sie in der Kindheit erfahren hat, werden ihr ganzes Leben und das ihrer Nachkommen prägen. Die Familiengeschichte wird über drei Generationen fortgeführt bis zum Autor selbst, der sich im Buch einen anderen Namen gegeben hat, um Distanz zu finden. Erst Marthas Enkel, darunter der Autor, wagen sich an die Aufarbeitung der familiären Verstrickungen und Härten. Fesselnd, bedrückend und absolut lesenswert.

Tanja Schleyerbach

 

Spannende Kunst und mutige Reporterinnen

Manchmal liest man lange nichts und dann verschlingt man kurz hintereinander mehrere Bücher - umso schöner, wenn diese auch noch zueinander passen. In den Krimis, die ich empfehle, finden sich Journalistinnen als Hauptprotagonistinnen oder die Welt der Kunst als verbindendes Setting.

Buch-Cover: SeinetwegenOdijk, Patrick van: "Der falsche Vermeer" 2024. - 515 Seiten

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Debütroman, der Fakten und Fiktion verbindet und uns in die Niederlande der Nachkriegszeit entführt. Man hört die Schreibmaschinen in den Redaktionen ticken und fiebert im Kampf um die Titelseite mit der jungen Meg mit, taucht ein in die Fälscher- und Kunsthandelsszene.

 

 

Buch-Cover: 1979McDermid, Val: 1979 - Jägerin und Gejagte 2022. – 430 Seiten und 1989 - Wahrheit oder Tod : ein Fall für Journalistin Allie Burns 2023. - 459 Seiten

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Die schottische Bestseller-Autorin ist kein Geheimtipp. Neu war mir ihre Reihe um Allie Burns, die man am besten chronologisch liest und mit dem Titel "1979" beginnt. Sie kämpft in der Männerdomäne darum, mehr als Klatschkolumnen schreiben zu dürfen und sieht sich terroristischen Bedrohungen gegenüber. Im 2. Band "1989" reist sie als Investigativjournalistin ins Ost-Berlin vor dem Mauerfall und in eine Welt, in der eine HIV-Infektion das Todesurteil bedeutete.

Die Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass sie historische Begebenheiten mit wichtigen Themen der Gesellschaft verbindet. Ich bin gespannt auf den für nächstes Jahr angekündigten Band "1999".

 

Buch-Cover: Die Kunst des TötensGullberg, Hélène: Die Kunst des Tötens: Roman | Einzigartige skandinavische Spannung: atmosphärisch, geheimnisvoll, mitreißend. - dtv Verlagsgesellschaft, 2024. - 416 Seiten

Titel verfügbar?

ebook

Die Autorin begibt sich in ihrem Krimi in eine Welt, die sie aus eigener Anschauung kennt: Die schwedische Kunstszene ist ihr als ehemalige Angestellte von Auktionshäusern bestens bekannt und als heutige Direktorin im Königlichen Palast in Stockholm ist ihr die Beschreibung von Herrensitz-Welt mit Verwalter-Ehepaar, exquisiter Einrichtung und ausgesuchten Schätzen sicher nicht schwergefallen. Ein Kunstsammler wird ermordet und die in die Provinz versetzte Kommissarin Karin macht sich zusammen mit Majja, die ihren bei genau diesem Herren erlernten Kunstsinn in einem Auktionshaus einsetzt, an die Ermittlung.

Jutta Zimmermann

 

Empfehlungen November 2024

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen

Buch-Cover: Die Seele Buch-Cover: Die Rebellion der Liebenden Buch-Cover: Vox Buch-Cover : Letzte Lieder Buch-Cover: Heimat bist du toter Töchter Buch-Cover: Seinetwegen


 

Wie wollen wir leben? Eine Annäherung an das Entwicklungspotenzial der menschlichen Seele in der Gegenwart

Buch-Cover: Die SeeleAdriaan Bekmann: Die Seele. Eine geisteswissenschaftliche Betrachtung. – Urachhaus. 2024. – 135 Seiten

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Prof. Adriaan Bekman, Soziologe und Gründer des „Instituut voor Mens en Organisatieontwikkeling“ und zahlreicher Zentren für 'Horizontales Führen' und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Unternehmensführung, Teambildung, Organisationsentwicklung, Beratung, und Selbstmanagement. Er beschäftigt sich im vorliegenden Buch mit der Existenz, dem Erscheinen, der Aufgabe und dem Vertrautwerden mit der eigenen und der gemeinsamen Seele und deren Zukunft. Dabei nimmt er die Existenz der Seele in einer seelenlosen und gewaltvollen Zeit in den Blick. Er eruiert deren Wahrnehmungs- und Entwicklungspotenzial. Bekman definiert den Unterschied zwischen Seele und Geist und reflektiert, inwieweit die Seele ihr Ideal in der Wirklichkeit entwickelt oder die Wirklichkeit nach dem eigenen Ideal zu formen versucht mit den daraus resultierenden Spannungen und Konflikten. Wie sollen wir als Menschen in der Gegenwart leben? Nicht nur institutionelle Lösungen, sondern ebenso die Entwicklung des Einzelnen und seiner Seele werden diese Frage mit Sinn erfüllen.

Das anthroposophische Weltbild liegt seinen Ausführungen zu Grunde ohne dass es zu sehr in den Vordergrund gestellt wird.

Überaus lesenswerte Reflexionen zur menschlichen Seele und ihrem Entwicklungspotenzial.

Tanja Schleyerbach

 

Medienempfehlung zum Tag der Philosophie 21.11.2024

Poetische Gedankengänge zur Verwandlung des eigenen Handelns

Buch-Cover: Die Rebellion der LiebendenMarica Bodrožić: Die Rebellion der Liebenden. Von der Verwandlung unseres Denkens in unsicheren Zeiten. btb Verlag, 2024. – 204 Seiten

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„Es gibt eine Güte, die hinter der Verletzlichkeit liegt. Sie kann nicht durch Gewalt abgetötet werden“

Die sechs Essays der in Dalmatien geborenen Autorin behandeln die Themen Durchlässigkeit, Verletztlichkeit, Gnade, Ungezähmtheit, Zugehörigkeit und Verwandlungsfähigkeit. Sie beruhen auf sechs Poetikvorlesungen von 2022 an der Technischen Hochschule Köln und wurden für das Buch aktualisiert und überarbeitet. Die Essays haben eine sehr persönliche Note, berichten von Bodrožićs (auch gewaltvoller) Kindheit, Wahrnehmungen, Naturverbundenheit, Erfahrungen und daraus resultierenden Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen. Sie bricht aus, sucht den eigenen Lebensweg, eigene Lebensgedanken, und das Einssein mit allem erfährt sie gerade in ihrer Verletzlichkeit. Sie sucht bei Gewaltspiralen den Spalt, der zwischen den beiden Kämpfenden liegt, der den Frieden, die Verständigung und das Verständnis füreinander ermöglicht, auch bei ihrer Mutter. Offenheit im Denken und eine rebellisch liebende Menschlichkeit des Einzelnen sieht sie aus der Erfahrung der Verletzlichkeit jedes Menschen erwachsen. Die Essays beziehen das aktuelle Zeitgeschehen ein. Die Sprache ist poetisch, überraschend und zutiefst menschlich.

Herausragend. Menschliche Pflichtlektüre für alle.

Tanja Schleyerbach

 

Medienempfehlung zum Reading Challenge 2024 - Rubrik: ein Wort

Verstörend und beängstigend!

Buch-Cover : VoxChristina Dalcher: Vox : Frankfurt am Main : S. Fischer, 2018. - 395 Seiten

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Diese fiktive Geschichte zeigt, wie weit es gehen könnte, wenn sich die Menschen nicht für Frauenrechte einsetzen.

Schon etwas älter, aber deshalb nicht weniger erschütternd.

Übirgens: Christina Dalchers neues Buch „Vita“ ist auch unbedingt zu empfehlen!

 

 

Zum Totengedenken im November

Intensiv, berührend, lebensnah

Buch-Cover: Letzte LiederWeiller, Stefan: Letzte Lieder. – Edel Verlag, 2017. – 255 Seiten

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Stefan Weiller hat Besuche im Hospiz gemacht und dessen Bewohner/innen nach ihren „Letzten Liedern“ befragt. Natürlich bleibt es nicht bei Gesprächen über Lieblingsmusik, sondern die Lebens- und Krankengeschichte der Menschen wird auf einer bis vier Seiten nacherzählt – mit geänderten Namen. Sie sind so interessant und vielfältig wie das Leben und ihre Lieblingsmusik reicht vom Kirchenchoral, Johann Sebastian Bach, Johanne Brahms über My fair Lady und Barbara Streisand bis zum Metalsong. Ehemals Obdachlose Menschen wohnen neben Lehrer/innen, Ärzt/innen und Hausfrauen, Opernfans und Menschen, die den Krieg erlebt haben. Manche werden am Lebensende nachdenklich, verändern und versöhnen sich, andere bevorzugen, ihre harte Schale beizubehalten und kauzig wie eh und je zu sein.

Geordnet sind die Gespräche nach der Jahreszeit ihrer Entstehung, und sie bringen zum Lachen und rühren zu Tränen. Sie umfassen die ganze Bandbreite des menschlichen Lebens und sind in ihrer Ehrlichkeit, ihrem Schmerz und ihrer nüchternen Beschreibung des Alltags intensiv und abwechslungsreich. Kinder sind ebenso dabei wie ein russischer Bewohner, homosexuelle und heterosexuelle Paare kommen zu Wort, manchmal nur der eine oder die andre Partner/in, Katzen sind die besten Versteherinnen, Lebenssünden und Lebensdramen sind in wenigen Sätzen zu erahnen. Abschiedsbriefe an Eltern, Kinder und Partner/innen sind zu finden. Ein Paar schreibt sich lieber Kurznachrichten, weil das Unsagbare zu schwer zum Aussprechen ist. Unendlich viele Sätze voller Lebensweisheit stehen neben Alltäglichem. Intensiver und konzentrierter, wenn die Zeit am Lebensende knapp wird, kann man den Reichtum des Lebens kaum erfassen. Unbedingt empfehlenswert.

https://www2.stadtbibliothek-reutlingen.de/aktuell/neues-medienangebot-abschied-tod-trauer

Tanja Schleyerbach

 

Medienempfehlung zum Tag der Gewalt gegen Frauen am 25. November 2024

Buch-Cover: Heimat bist du toter TöchterVersagt unsere Gesellschaft, wenn es um den Schutz von Frauen geht?

Yvonne Widler: Heimat bist du toter Töchter. – 2022. – 254 Seiten

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In diesem Buch geht es ausschließlich um Morde an Frauen durch ihren Partner bzw. Ex-Partner, begangen in Österreich. Die Autorin erzählt die Lebensgeschichten der Opfer, berichtet über Fakten und stellt alles in einen gesellschaftskritischen Kontext.

Es sind nicht immer „nur“ die zuschlagenden Männer, die Gewalt an den Frauen ist viel subtiler. Oft kommt diese beim Trennungswunsch der Frau voll zum Tragen und endet für sie tödlich.

Laut WHO ist Männergewalt eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen: überall auf der Welt ist einer der gefährlichsten Orte für Frauen das eigene Zuhause – allein in Deutschland stirbt jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Gewalt eines Mannes.

Maike Schneider

 

Ein berührendes, autofiktionales Buch zur Spurensuche nach einem tödlichen Autounfall

Buch-Cover: SeinetwegenZora del Buono: Seinetwegen. – C.H. Beck Verlag, 2024. – 200 Seiten

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„Und doch ist da ein Widerspruch: dieses „Nie mehr“ ist nicht ewig, weil man selbst eines Tages stirbt, „Nie mehr“ ist das Wort eines Unsterblichen.“
Roland Barthes, Tagebuch der Trauer

Zora del Buono kennt anfangs nur seine Initialen: E.T. Der „Töter“ ihres Vaters, 1963 bei einem Autounfall, als sie wenige Monate alt ist und keine Chance mehr hat, ihren Vater kennenzulernen. Das Thema begleitet sie ein Leben lang. E.T. muss inzwischen Mitte 80 sein. Nach und nach werden die Umstände und beteiligten Personen des Unfalls eingeführt, und Zora begibt sich mit fast 60, als die eigene Mutter schon in einer Pflegeeinrichtung ist, auf die Suche nach dem Unfallverursacher. Dazwischen unterhält sie sich im Kaffeehaus mit verschiedenen Personen über ihre Suche und Reise in die Vergangenheit. An wen musste er lange Jahre Geld bezahlen? Sie nimmt alle Fährten auf und fordert Unterlagen, Gerichtsurteile an, besucht das kleine Schweizer Dorf, in dem er mutmaßlich lebte und spricht mit den Menschen. Immer näher kommt sie ihm, hat irgendwann seinen Namen, lernt sein Umfeld kennen, eine Spur führt in die USA. Ist es zu spät, ihn lebend zu finden? Was will sie mit ihm klären? Könnte es eine Befreiung für den Mann sein? Will sie am Ende ein Gesicht haben zu dem „Töter“ E. Traxler? Die Folgen für ihr Leben durch den frühen Vaterverlust sind spürbar, ohne aufdringlich zu sein. Ihre nüchterne, akribische und hartnäckige Art, dieses Lebensthema anzugehen, lässt den Schmerz dahinter erahnen.

Das Buch ist autofiktional und mit Familienfotos angereichert. Es ist ein Geschenk an die Lesenden, dass Zora sie teilhaben lässt an ihrer Suche und eignen Art der Trauerverarbeitung über das für sie unvollständige Leben ihres Vaters und ihre Auseinandersetzung mit der familiären Lebensgeschichte.

Tanja Schleyerbach