Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen

Nachhaltigkeit beim Brotbacken
Schmidt-Sköries, Volker: Der Bäcker und sein Brot. Wie beseeltes Arbeiten und nachhaltiges Wirtschaften gelingt. – München: Droemer, 2019. – 253 Seiten
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Die FAZ nannte ihn den „Götz Werner der Bäckerbranche“. Ein erfolgreicher Bäcker und Unternehmer berichtet von seinem Berufsleben und seinen Prinzipien wirtschaftlichen Handelns. Als akademischer Aussteiger begann Volker Schmidt-Sköries in einer kleinen Bäckerei und baute dann erfolgreich eine Bio-Bäckerei-Kette auf. Er entwickelte in seinem Unternehmen eine Kultur der nachhaltigen Produktion und humaner Mitarbeiterorientierung. Dabei hatte er immer das große Ganze im Blick. Mit Hilfe von Beispielen und Beobachtungen erläutert Schmidt-Sköries seine wirtschaftskritischen Ideen und prangert die Auswüchse neoliberalen Denkens an. Nebenbei erfährt man, wie Brot gebacken wird – manuell und industriell. Der „Bäcker und sein Brot“ ist ein interessantes, allgemeinverständliches und anregendes Sachbuch, das man mit Gewinn lesen kann.
Maria Weber
Die Welt und sich selbst verändern
Congo Calling. Regie: Hilpert, Stephan. – 1 DVD, 2020. – 90 Min.
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Welche Bilder haben wir vor Augen, wenn wir an Entwicklungshilfe denken? Erbärmliche Verhältnisse, erschöpfte Gesichter aller Beteiligten und Politiker, die Geld überreichen oder irgendetwas eröffnen. All das zeigt auch der Dokumentarfilm Congo Calling. Er kommentiert wenig, bietet keine Einführung ins Thema oder ins Land, sondern beobachtet, wirft uns direkt in den Alltag einer jungen Belgierin, einem 65-jährigen Deutschen und einem spanischen Wissenschaftler. Der Film besticht und berührt durch den konkreten, persönlichen Ansatz und öffnet uns dadurch die Augen: Für den Osten der Demokratischen Republik Kongo, jene Region, in der sich die Zustände innerhalb des landesweiten Krisengebiets nochmals zuspitzen. Für die persönlichen Lebensentwürfe der Entwicklungshelfer/innen, deren engagierter Einsatz ein Gefühl der Zerrissenheit vermittelt. Denn sie leben und arbeiten zwischen den Kulturen, sind – angesichts vorherrschender Korruption – konfrontiert mit der Fragwürdigkeit und Fragilität von Vertrauen, z.B. in lokale Partner. Die fehlende Stabilität in Beziehungen, auch persönlichen, wird deutlich; man bekommt einen guten Eindruck von einer unaufhörlichen, mitunter chaotischen Abfolge von Projekten und begrenzten Arbeitsverträgen. Zu den schwer erträglichen Szenen in diesem Film gehören die gezeigten Interviews mit Rebellen. Sie wurden geführt im Rahmen wissenschaftlicher Studien über die Bildung von Strukturen in den selbstverwalteten Gebieten des Kongo, in denen der offizielle, unzureichend funktionierende Staat keinen Einfluss hat. Die Interviews mit den Rebellen offenbaren eine unglaubliche Brutalität, mit der Macht ausgeübt wird, und geben Einblicke in die Abgründe menschlichen Verhaltens.
Jutta Zimmermann
Hmm…
Andreas H. Schmachtl: Snöfrid aus dem Wiesental. Die ganz und gar unglaubliche Rettung von Nordland. – Würzburg: Arena, 2015. – 240 Seiten
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Der Held dieser Geschichte ist Snöfrid, ein kleines, wuscheliges, sehr einsilbiges und eher träges Tierchen. Snöfrid liebt Haferbrei, seine gemütliche Höhle unter dem Stein und überhaupt seine Heimat, das Wiesental. Eines Tages wird seine Idylle durch seltsame kleine Feenmännlein gestört, die partout behaupten, er wäre ein auserkorener Held. Er sei dazu bestimmt, eine entführte Prinzessin zu retten und damit das Nordland vor einem grausigen Schicksal zu bewahren.
Nach anfänglichem Zögern geschieht das Unglaubliche: Snöfrid verlässt sein geliebtes Wiesental und macht sich auf den abenteuerlichen Weg, das Nordland zu retten! Auf dieser Reise begegnen ihm unzählige Gefahren, aber auch viele neue Freunde. Wird es ihm gelingen, seine Aufgabe zu erfüllen und die Prinzessin und damit das Nordland zu retten?
Andreas H. Schmachtl, vielen bekannt als Autor von Tilda Apfelkern, hat mit Snöfrid einen liebenswerten und verschrobenen Helden geschaffen, dem man nur zu gerne in seine Abenteuer folgt. Für alle großen und kleinen Kinder ab 5 Jahren.
Anni Lenz
Bröckelnde Ehe-Fassade in großartiger Besetzung
Die Frau des Nobelpreisträgers. – Regie: Björn Runge, 2019. – 1 DVD. – 97 Min.
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Joan (Glenn Close) und Joe Castleman (Jonathan Pryce) sind seit fast 40 Jahren verheiratet. Als dem erfolgsverwöhnten und selbstgefälligen amerikanischen Autor Joe der Nobelpreis zugesprochen wird, fängt auf der Reise nach Schweden mit ihrem Sohn Max – angehender Schriftsteller ohne Vaters Gnaden – die vermeintlich heile und mit stoischer Gelassenheit aufrecht erhaltene Ehe-Fassade bei der charmanten, humorvollen und intelligenten Joan an zu bröckeln. Seitensprünge ihres Gatten kommen zutage, und sie wird in Schweden als Begleiterin des Ausgezeichneten in das Damenprogramm eingeführt. Keine gute Idee für Joan, die als Ghostwriterin die Bücher ihres Mannes verfasst hat. Eindrückliche Literaturverfilmung von Meg Wolitzers Roman „The Wife“ mit einer großartigen Besetzung.
Tanja Schleyerbach
Neben der Spur? Abgehoben in die Luft? Oder auf Wellen reitend?
The Waves are Rising, Dear! / Andreas Schaerer; Hildegard Lernt Fliegen. – München: ACT Music, 2020. – 1 CD
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„Hildegard Lernt Fliegen“, so heißt die kreative Formation um den Musiker Andreas Schaerer (Gesang) mit Andreas Tschopp (Posaune & Tuba), Matthias Wenger (Saxophone & Flöte), Benedikt Reising (Saxophone & Bassklarinette), Marco Müller (Bass) und Christoph Steiner (Schlagzeug & Marimba). Die Musik und die Texte von Andreas Schaerer pendeln zwischen Wasser und Wellen, zwischen lyrisch-poetisch und aufregend: „Hildegard Lernt Fliegen“ ist seit seinen ersten aufsehenerregenden CDs im aktuellen Jazz das Ensemble, das mit seiner Musik progressiv und wegweisend zugleich ist und die Musik in verschiedene Richtungen auslotet. Mit diesem neuen Konzeptalbum, das für den Jazz sehr ungewöhnlich ist, schlägt es wieder eine neue Seite im Jazz auf.
Und wer das für den 28. Mai in Reutlingen geplante Konzert von „Hildegard Lernt Fliegen“ zusammen mit der Württembergischen Philharmonie coronabedingt versäumen musste, kann auf dieser CD die Musik der Gruppe mit ihren exzellenten Gästen Vincent Peirani (Akkordeon) und Jessana Némitz (Gesang) entdecken und genießen oder mit der CD „The big wig“ Versäumtes nachholen.
The big wig: CD & Concert DVD / Andreas Schaerer; Hildegard Lernt Fliegen meets the Orchestra of the Lucerne Festival Academy. – München: ACT Music, 2017. – 1 CD & 1 DVD
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Beide CDs auch in unserer Datenbank Naxos Jazz als Streaming (Links oben: einzelne CD)
Link zu Naxos Music Library Jazz (+ Suchfeldeingabe: Hildegard Lernt Fliegen)
Axel Blase
Abseits vom Mainstream: Das Böse hat Alzheimer
Young-Ha Kim: Aufzeichnungen eines Mörders. Roman. Aus dem Koreanischen von Inwon Park. – Bad Berka: Cass Verlag, 2020. – 152 Seiten
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„Wenn ich nicht aufschrieb, was ich falsch gemacht und wie ich mich dabei gefühlt hatte, würde ich immer wieder dieselben schrecklichen Fehler machen. Wie ein Prüfungskandidat, der sich ein Heft mit falschen Antworten anlegt, zeichnete ich penibel meine Morde auf.“ Tierarzt Byongsu Kim ist 70 Jahre alt und „pensionierter“ Serienmörder. Das Morden hat er aufgegeben, seine Zeit verbringt er damit, die Klassiker zu lesen und Gedichte zu schreiben. Doch langsam machen sich bei ihm erste Zeichen von Demenz bemerkbar, seine Erinnerungen schwinden. Und dann trifft er in seinem Viertel einen Mann, den er als seinesgleichen erkennt. Um seine Tochter zu beschützen, plant er einen letzten Mord. Ich habe das schmale Buch während des Corona-Lockdown gelesen und war überrascht, wie ein Krimi, besser gesagt ein Thriller, mit dieser Zeit der Unsicherheit und Angst korrespondierte. Auch der Protagonist muss sich – wie wir in der Corona-Krise – mit dem Verschwinden des Bekannten und Gewohnten, seiner Erinnerungen und Erfahrungen auseinandersetzen und Strategien für‘s Überleben finden. „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ ist ein schmales, perfekt gestaltetes Buch aus einem kleinen Thüringer Verlag. Der Autor ist einer der bekanntesten koreanischen Schriftsteller. Die Handlung eindringlich und mit einer unerwarteten Wendung. Meine ganz, ganz persönliche Empfehlung für alle, die gerne auch mal abseits vom Mainstream lesen.
Andrea Däuwel-Bernd