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#zuhausebleiben
Schreiber, Daniel: Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen. – Berlin 2017. – 139 Seiten
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Link zur Lesung durch den Autor: YouTube-Video auf zehnseiten.de
„Es war eine sehr dunkle Zeit für mich und hielt auch lange an. Und im Laufe der Auseinandersetzung mit dieser Zeit ist für mich klar geworden: es geht hier um die Suche nach einem Zuhause. Es geht um die Sehnsucht nach Verwurzelung, nach dem Gefühl – ja – sich aufgehoben zu fühlen.“ (Daniel Schreiber)
Sich aufgehoben, sich sicher fühlen, das hat in Corona-Zeiten einen Ort: Zuhause. Für Daniel Schreiber ist das Zuhause aber auch ein imaginärer Ort, den er ersehnt, dem er nachspürt. Es ist eine autobiographische Suche nach allem, was man mit Heimat verbindet. Und so beschreibt der Autor seine eigene Geschichte, erzählt vom Aufwachsen in der DDR, von Erfahrungen eines modernen Nomaden im Ausland und vom Leben als Homosexueller. Für alle, die gerade „#zuhausebleiben“, aber irgendwie doch noch nicht angekommen sind.
Jutta Zimmermann
Ausflüge in die Geschichte
Welterbe in Baden-Württemberg. Von den Höhlen der Eiszeitkunst zu den Häusern Le Corbusiers. – Tübingen: Silberburg-Verlag, 2019. – 175 Seiten
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Spontan würde man da als Schwabe wohl sagen: „Wir können alles, auch Weltkulturerbe“. Sechs Weltkulturerbe-Stätten liegen in Baden-Württemberg, von 1121 weltweit und 46 in Deutschland. Immerhin! Baden-Württemberg hat ja einiges zu bieten. Die Klosteranlage der Zisterzienser in Maulbronn war die erste Weltkultur-Stätte im Bundesland, danach folgten die Klosterinsel Reichenau, der Obergermanisch-Raetische Limes und die Prähistorischen Pfahlbauen um die Alpen am Bodensee. Die jüngsten Stätten sind das architektonische Werk von Le Corbusier, die sich in den Stuttgarter Häusern manifestieren, und die Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb. Beide sind sie grenzüberschreitende und transnationale Welterbe-Stätten. Gerade sie tragen also zu dem Gedanken der weltumfassenden Gemeinschaft, der in Weltkulturerbe steckt, besonders bei. Alle sechs Stätten stellt das Buch schön bebildert vor und mit einem dreisprachigen Text in Deutsch, Englisch und Französisch. So macht er Lust auf Ausflüge in die Geschichte.
Andrea Däuwel-Bernd
Widerstand in der Provinz
Wackersdorf. – Regie: Oliver Haffner. – 1 DVD, 2019. – 118 Min.
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Die Arbeitslosenzahlen in den 80er Jahren in der Oberpfalz steigen, und der damalige Landrat des Landkreises Schwandorf, Hans Schuierer (Johannes Zeiler), ist versucht, den von der bayerischen Regierung geplanten Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf, der einen wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region in Aussicht stellt, zu unterstützen. Als der Freistaat ohne rechtliche Grundlage mit Gewalt gegen Proteste einer Bürgerinitiative vorgeht, beginnt Schuirer nachzuforschen und legt sich widerständig mit der allmächtigen Strauß-Regierung an. Eindrücklich werden die Machtstrukturen der damaligen Zeit und der letztlich erfolgreiche Kampf durch viele juristische Instanzen offengelegt. Beeindruckende Verfilmung über die Wandlung und Zivilcourage eines weitsichtigen bayerischen Landespolitikers.
Tanja Schleyerbach
Umweltschutz für Klein und Groß
French, Jess: So viel Müll! Wie du die Umwelt schützen kannst. – München: Dorling Kindersley 2019. – 72 Seiten
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Menschen produzieren sehr viel Müll und keiner weiß, wohin damit. Jess French nähert sich dem Thema langsam an, indem sie zunächst die zusammenhängenden Gebiete wie Umweltverschmutzung, Ressourcen der Erde, Klimawandel, Plastik, Erneuerbare Energien und Lebensmittelverschwendung beschreibt. Sie nennt die Auswirkungen auf unser Leben wie Zerstörung der Wälder, Aussterben von Tierarten und mit Plastik vermüllte Meere. Von den großen Gebieten nähert sie sich dem Hausmüll. Dieser besteht unter anderem aus Plastik, Nahrung, Elektroschrott und Kleidung. Es stellt sich die Frage, wie man Müll vermeiden oder reduzieren kann. Die Autorin zeigt hier Wege auf, z. B. indem man recycelt oder das Konsumverhalten ändert. Das Buch enthält kurze Textabschnitte, zahlreiche Fotos und farbige Illustrationen. Die Gestaltung des Buchs ist so abwechslungsreich, dass das Interesse der Kinder sofort geweckt wird. Ein spannendes und informatives Sachbuch für Kinder ab 9 Jahren und auch Erwachsene zu einem Thema, das uns alle angeht.
Beate Reichmann
Requiem auf eine normannische Frau
Ernaux, Annie. Eine Frau. – Berlin: Suhrkamp 2020. – 88 Seiten
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„Ich habe die letzte Brücke zu der Welt, aus der ich stamme, verloren.“
Dieser schmale Band hat es in sich. Ein schmerzhaftes, unsentimentales, aber auch zärtliches Requiem über eine normannische Frau und eine Tochter-Mutter-Beziehung.
Die „Eine Frau“ ist Annies Mutter, gestorben am Montag, den 7. April 1986, im Altersheim des Krankenhauses von Pontoise. 13 Tage später beginnt Annie Ernaux zu erzählen, schlicht und ergreifend von ihrer lebensfreudigen Mutter, geboren in der Normandie um die Jahrhundertwende, die sich als Ehefrau und zweifache Mutter von einer Arbeiterin zur Ladenbesitzerin „hochgearbeitet“ hat. Tiefgründig berichtet Annie von Alltäglichem. Von der Nachkriegszeit und deren gesellschaftlichen Umbrüchen, von Strenge und Humor in der Erziehung und über ihren eigenen Lebensweg, den sie in Relation zu dem ihrer Mutter setzt. Diese finanziert mit einfachen Arbeiten ihr Studium und ihre Bildung, und Annie verwirklicht sich. Ihre Mutter muss es wie einen Angriff auf ihre eigene Lebensweise empfunden haben, weil Annie all das tut, wozu sie nicht die Möglichkeit hatte – und später hat sie auch keine Kraft mehr, aus alten Strukturen auszubrechen. Ihr Leben und ihre Persönlichkeit verlieren sich in der Alzheimer Krankheit, schwer zu ertragen für Annie. Ernaux‘ Buch ist eine messerscharfe psychologische und gesellschaftliche Analyse und verzichtet auf jedes überflüssige Wort. 1983 erschien von ihr ein Buch anlässlich des Todes ihres Vaters: „Der Platz“. Daraus kennen wir Annies Elternhaus bereits.
„Jetzt habe ich das Gefühl, als schriebe ich über meine Mutter, um sie dadurch zur Welt zu bringen.“ Der voraussehbare Tod ist unerträglich für Annie. Alle Erinnerungen und Gefühle brodeln noch einmal nach oben. Sie wird die Stimme ihrer Mutter niemals mehr hören. Großartige Literatur.
Tanja Schleyerbach
Umstrittene Bücher
Ottawa, Clemens: Skandal! Die provokantesten Bücher der Literaturgeschichte. – Springe: zu Klampen Verlag, 2019. – 228 Seiten
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Schriftsteller und Schriftstellerinnen haben schon lange erkannt, dass sich „Skandal“ rentiert und können vor allem heute gut davon leben. Das zeigen die Bücher von Charlotte Roche, E.L. James oder auch von Thilo Sarrazin. Öffentliche Debatten über ein Werk verfehlen, was die Verkaufszahlen betrifft, ihren Sinn niemals. Vor allen Dingen aber: „Sex sells“. Was solche Werke ausmacht, und wie sie vom Publikum und den Kritikern aufgenommen wurden, kann man in diesem Sachbuch nachlesen. Sechzig provokante oder auch nur diskussionswürdige Bücher der Weltliteratur von Boccaccios "Decamerone" über Marquis de Sade „Die 120 Tage von Sodom“ bis hin zu E.L. James' "Fifty Shades of Gray", aber auch formal unkonventionelle, heute anerkannte Texte werden auf Anstößigkeiten und zeitgenössische Umstände hin unterhaltsam hinterfragt.
Andrea Däuwel-Bernd